9. September 2007

Zugfahrt mit Dir und Mir

Spätenstens seit einer Station nach dem Startbahnhof bin ich todmüde. Zugfahren macht mich generell unheimlich müde. Ich starre aus dem Fenster in die Dunkelheit und schaue zwei Regentropfen bei ihrem Wettlauf an der Scheibe zu. Wie kitschig. Im Hintergrund unterhalten sich zwei ältere Frauen über Mietpreise, Krebserkrankungen und Galeria Kaufhof, und ich bin einfach nur müde. Die Zugansage habe ich mittlerweile komplett ausgeblendet, ich weiß zumindest nicht mehr, an welchem Unterwegsbahnhof der zug momentan gerade hält. Zuzusteigen scheint ohnehin niemand mehr, nichtmal der Schaffner hält um diese Uhrzeit einen Fahrkartenkontrollrundgang noch für notwendig.
"Wie soll das jetzt eigentlich weitergehen, wo wir schon so weit sind?" fragst du, ich überlege, ob du damit das nahende Ende der Zugfahrt meinst und antworte nur "Mmmh". Was soll ich auch sonst sagen?
Es war ein schöner Tag. Wir waren im Museum, Du und Ich, moderne Kunst und so, und da du Ahnung hast, konntest du mir das alles erklären. Du und Ich. Klingt irgendwie komisch. Ungewohnt. Neu. Einen ganzen Tag lang Du und Ich. Du erklärst, ich höre zu. Du fotographierst, ich bin auf schätzungsweise 72% aller Bilder. Du bestellst für zwei, ich läche der Bedienung gediegen zu. Ich sitze hier und du neben mir und... Schräg vor mir übergibt sich jemand. Zum Glück nur im Fahrradabteil, somit muss ich es nur hören, nicht auch noch sehen. Der Zug überbrückt laut Ansage so eben die Strecke vom letzten Unterwegs- zum Zielbahnhof. Neben mir liegt meine Tasche.
Kam mir doch gleich komisch vor, das mit dem Du und Ich.