Es hätte ein gemütlicher Sonntagnachmittag werden können. Pfingstsonntag, eitel Sonnenschein, Ausnüchterung und dann mal weitersehen. Aber was wäre die Welt ohne gewisse Überraschungen? Natürlich, die Überraschung hätte wesentlich angenehmer ausfallen können, aber das ist ja das Wesen von Überraschungen – man kann sich weder sie noch ihren speziellen Charakter aussuchen.
Die erste Überraschung war ein Gewitter, welches absolut harmlos anfing. Es regnete, regnete, regnete und regnete, sodass ich bereits grummelnd meine draußen-mit-Decke-auf-die-Wiese-legen-und-dann-dort-entspannen -Pläne gründlich über den Haufen warf, zumal es sich gerade schön stetig - sagte ich das bereits? - einregnete. Ich bin kein besonders großer Fan von Blitz und Donner, also hielt sich meine Begeisterung für das nun aufkommende Gewitter ebenfalls stark in Grenzen. Als es dann auch noch zu Hageln anfing und die Lautstärke unter dem Dach beträchtlich in Richtung „unaushaltbar“ anstieg sank meine Laune proportional zur anwachsenden Wettergewalt in eine stark negative Gegend.
Das Erste, was ich sah, war eine Vase, welche gemütlich und ungestört ihre Kreise zog. An ihr vorbei schwammen, kolissionsfrei, Trockenblumen (nun alles andere als trocken), Pappdeckel (wie kleine Schiffchen), ein Nylon-Strumpf sowie ein paar Blätter (oder zumindest etwas, was ich für Blätter hielt). Vase Ahoi! Wenn ich etwas Zeit gehabt hätte, wären mir eventuell noch mehr Details dieses an und für sich friedlichen Szenarios im Gedächtnis geblieben, aber die aufgeregte Stimmung der Personen zu meinen Seiten lenkte meine Aufmerksamkeit ein wenig ab.
Ohne schon mal dort gewesen zu sein, erinnerte mich das Wasser ein bisschen an eine Lagune, irgendwo in einem Teil Venedigs, augenscheinlich einem etwas weniger bewohnten. Das Wasser hatte eine etwas eigentümlich blau-grün-graue Färbung, wobei noch nicht ganz geklärt ist, woher diese stammt. Es könnte mit dem grauen Boden zu tun haben, mit der Tatsache, das diese blau-grün-graue Brühe eigentlich Abwasser ist, aber auch mit einigen eventuellen Waschpulver-Weichspüler-Seifenanteilen, die diese undefinierbare Lösung auf Grund eines etwas niedrig gebauten Regals enthielt. Das weniger Schlimme war allerdings weder die Farbe dieses unverhofften Sees noch dessen Temperatur (eiskalt!), sondern vielmehr die Tatsache, das er sich in unserer Waschküche befand, wo sich, wie üblich, normaler Weise weder ein stehendes noch ein fließendes Gewässer befindet. Verursacht wurde dieser fischlose, die zweite Überraschung des Tages bildende See durch das draußen tobende Gewitter, welches die Schleusen und ihre Technik zum kollabieren brachte. Allein der Regen war Grund genug, überlastet zu sein, der Hagel letztendlich hatte ihnen wohl noch den Rest gegeben.
Das sich nun stellende Problem wog, pro Stück, denn eigentlich waren es zwei Probleme, runde 90 Kilo, wenn nicht sogar mehr, und befand sich an der rechten Wand, idyllisch umspielt von blau-grün-grauen Wogen und zielsicher umschifft von nassen Trockenblümchen und kleinen Pappdeckelschiffchen auf Vasenverfolgungsjagd. Die Probleme hießen Trockner und Waschmaschine, und sie mussten aus dem Krisengebiet der Vasen-Nylonstrumpf-Seeschlacht befreit werden. Also rein ins Wasser (Die Badeschuhe aus dem Kroatienurlaub von vor 8 Jahren fanden eine glückliche Wiederverwendung!), mitten aufs Schlachtfeld, und dann zu zweit die Geiseln befreit. Was für eine Heldentat! Wenigstens das konnte gerettet werden, eine weitere Packung Waschmittel und unzähliger Kleinkram fiel der Wasserschlacht zum Opfer.
Als grundlegend pazifistisch eingestellter Mensch fischte ich letztendlich noch die Vase aus der blau-grün-grauen Schlachtfeldbrühe und setzte somit dem Kampf ein Ende - sollten die Blümchen, Blättchen und Deckelchen doch machen, was sie wollten (der Strumpf war, meiner Meinung nach, ohnehin nur ein ziviler Kollateralschaden, vollkommen unschuldig in die Gefechtsszenerie hineingeraten) – und ging Duschen. Frohe Pfingsten!